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Bei der KLB-Exkursion „Zieh ins Land“ ins Schweinfurter Land wurde in Sömmersdorf und Kronungen Station gemacht.

Ein Blick hinter die Kulissen der Passionsspiele in Sömmersdorf, ein frisch renoviertes Backhaus und der Besuch auf einem Naturlandhof in Kronungen - für die 23 Teilnehmenden an der KLB-Exkursion „Zieh ins Land“ unter Leitung von Stefan Oppmann gab es wieder jede Menge an Informationen - und Manches zu bestaunen. So zum Beispiel das neue Hühnermobil, mit dem Ökolandwirt Benedikt Karg seine 200 Legehennen von Futterplatz zu Futterplatz transportiert. Oder die 50 Meter breite Bühne, auf der alle fünf Jahre die Passionsspiele in Sömmersdorf aufgeführt werden - unter Mitwirkung von rund zwei Dritteln der 700 Einwohner des Dorfes im Landkreis Schweinfurt.

Der Tag begann mit einem lebendigen Gottesdienst, den Gemeindeassistent Frank Greubel gestaltete. In seiner Predigt rief er die Gläubigen dazu auf, „in der gegenwärtigen Lage den Finger in die Wunde zu legen und den Mund aufzumachen“. Gerade den Verbänden komme dabei eine wichtige Rolle zu, so Greubel in der Pfarrkirche in Sömmersdorf.

Seit 1933 ist „man“ dort Passionsspielort. Und dieses „man“ kann durchaus wörtlich genommen werden, wenn es groß und mit zwei nn geschrieben wird. Denn für die rund 100 Sprechrollen werden vor allem Männer gebraucht, wenn alle fünf Jahre das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu Christi auf die Bühne gebracht wird. Dabei heißt es für die „Römer“, sich zu rasieren, während die „Juden“ ihre Haare und Bärte wachsen lassen müssen. Im nächsten Jahr ist es wieder so weit, 560 Personen werden an dem Stück vor und hinter den Kulissen mitwirken. Sie alle haben sich verpflichtet, 26 Wochenenden für Proben und die insgesamt neun Aufführungen zur Verfügung zu stehen. Auch für die Regisseurin Silvia Kirchhof und ihren Co-Regisseur Kai Christian Moritz keine leichte Aufgabe, denn von Massenszenen bis zur Kreuzigung liegen etliche Herausforderungen vor den beiden Bühnenprofis.

Die KLB-Gruppe erfuhr aber nicht nur interessante Details von Frank Greubel, der selbst schon mehrfach bei den Passionsspielen mitgewirkt hat, sie durften auch einen Blick in die Requisitenkammer werfen, wo z.B. Dornenkrone, Geißel und Kreuzesbalken auf ihren Auftritt warten. Auch das Gefühl, selbst auf der Bühne zu stehen und in den riesigen Zuschauerraum mit 2000 Plätzen zu blicken, wurde den Teilnehmenden an der Exkursion hautnah vermittelt.

Ganz anders waren am Nachmittag die Eindrücke in Kronungen. Landwirt Klaus Karg stellte zunächst das neue Backhaus vor, das mit einem Kostenaufwand von rund 50 000 Euro in den Jahren 2018 bis 2023 wieder instand gesetzt wurde. Die Dorfgemeinschaft hat dabei selbst Hand angelegt, 16 Helferinnen und Helfer leisteten über 1000 Arbeitsstunden. Im Mai konnte das Gemeinschaftsprojekt eingeweiht werden, jetzt befindet man sich in einem Lernprozess, so berichtete Thomas Groganz. Es werden verschiedene Backrezepte erprobt, denn geplant ist, künftig im Backhaus wieder regelmäßig Brot zu backen.

Selbst gebackenes Brot kann man in Kronungen aber bereits kaufen. Benedikt Karg bäckt jeden zweiten Freitag Brot in seinem neuen Verarbeitungsraum, das in seinem Hofladen verkauft wird. Zudem, so ließ der Ökolandwirt die KLB-Gruppe wissen, will er dort künftig auch Marmeladen und Liköre selbst herstellen. 1974 wurde der Hof in Kronungen von seinen Eltern Klaus und Maria Karg übernommen. 1990 erfolgte dann die Umstellung auf Öko-Landbau nach Naturland-Richtlinien. Seit elf Jahren ist nun Benedikt der Chef auf dem Anwesen. Insgesamt bewirtschaftet er 50 Hektar Fläche, dort werden Weizen, Roggen, Dinkel, Sojabohnen und Futterpflanzen sowie Kartoffeln und Zwiebeln angebaut.

Selbstvermarktung ist für ihn ein wichtiger Faktor. Er verkauft in seinem Hofladen eigene Produkte, aber auch Erzeugnisse von Landwirten aus der Umgebung, die ebenfalls ökologisch wirtschaften. Sein Hof gehört zur Öko-Modellregion „Oberes Werntal“, die vom Freistaat Bayern gefördert wird. So hat die Region die größte Ökobetriebdichte in ganz Bayern. Trotzdem ist Benedikt Karg nicht frei von Sorgen. Nach dem Ökoboom zu Coronazeiten sind nun viele Verbraucher wieder auf konventionell erzeugte Waren umgestiegen. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass er mit seiner Produktpalette weiter gut bestehen kann. Durch neue Angebote wie z.B. selbstgebackene Pizza oder Straußenfilet von einem Betrieb in Holzhausen will er zudem neue Kundschaft erschließen.

Die Exkursion „Zieh ins Land“ des AK Land, die diesmal ins Schweinfurter Land führte, endete mit Kaffee und Kuchen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich von den Köstlichkeiten von Maria Karg verwöhnen, die ihrem Ruf als leidenschaftliche Kuchenbäckerin mehr als gerecht wurde. Die eintägige Fahrt hatte KLB-Bildungsreferent Wolfgang Meyer zu Brickwedde wieder mustergültig vorbereitet.

Bilder: Wolfgang Meyer zu Brickwedde