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Großes Interesse am Stand des AK „Solidarität geht“ in Marktbreit, bei dem die „Ernährung der Zukunft“ im Mittelpunkt stand. Dabei sollten nach Überzeugung des AK Hülsenfrüchte ein wichtige Rolle spielen.

KLB-Arbeitskreis „Solidarität geht“ setzt sich im Rahmen der Aktion „bis30auf30“ für mehr Hülsenfrüchte auf dem Speiseplan ein. 

Sie heißen Carioka, Wildschweinchen, Blaue Meerbarke, Jacobs Cattle, Dunkle Elke oder Vanilli und sie passen allesamt in einen schmucken Setzkasten. Zu bestaunen gab es die Sammlung von 48 Busch-, Reiser-, Stangen-, Körner- und Schnippelbohnen in Marktbreit beim Festival „We for future“, bei dem der KLB-Arbeitskreis „Solidarität geht“ mit einem interaktiven Stand vertreten war. Das Anliegen: Auf den hohen Wert von Hülsenfrüchten für eine „Ernährung der Zukunft“ aufmerksam machen.

Und das Konzept kam sehr gut an. Der Stand war den ganzen Nachmittag von vielen Menschen umlagert, die nicht nur die Ästhetik der Natur im Setzkasten bewunderten, sondern sich auch im Gespräch oder an den Schautafeln über den Wert von Hülsenfrüchten informierten oder begeistert die verschiedenen Aufstriche aus Hülsenfrüchten auf Vollkornbrot probierten. Die eigens für dieses Festival gestalteten Rezeptkarten wurden ebenfalls gern mitgenommen. Die Kinder hatten ihren Spaß bei einem Hülsenfrüchte-Memory und durften Bohnen in alte Eierschachteln pflanzen und mit nach Hause nehmen.

„Das Festival war für uns ein voller Erfolg“, konstatierte denn auch Annette Lörner vom AK. „Es gab großes Interesse an unserem Stand, weil sich gerade viele Menschen mit Ernährungsfragen auseinander setzen“, erklärt sie. Trotzdem spürten sie und ihre Mitstreiter*innen am Stand, dass es bei nicht wenigen Menschen „eine gewisse Zurückhaltung“ gegenüber Hülsenfrüchten gibt. „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“ war ein viel zitierter Spruch. Doch, so Lörner, die befürchteten Blähungen lassen sich verhindern, wenn man den Darm trainiert und mit kleinen Mengen beginnt. Zudem hilft es auch, die Hülsenfrüchte vor dem Kochen in Wasser einzuweichen oder die Gerichte mit Dill, Thymian oder Kreuzkümmel zu würzen.

Elke Wolz-Nagl, ebenfalls AK-Mitglied und Leiterin des „Hauses für Kinder“ mit Hort und Krippe in Gaukönigshofen, setzte das Thema Ernährung deshalb auch in ihrem beruflichen Verantwortungsbereich auf die Agenda. Sie initiierte eine Frischküche, die genau diese Ernährungsgrundsätze berücksichtigt und neben Produkten von Bio-Landwirten aus der Region vermehrt Bohnen, Linsen und Erbsen in den Speiseplan aufgenommen hat.

Die eigenen Erfahrungen sind für die Mitglieder des Arbeitskreises die Grundlage für ein weitaus umfassenderes Anliegen: Sie wollen Bewusstsein für eine klimafreundliche Ernährungsweise schaffen. Eine wichtige Motivation ist für die Gruppe das Konzept „bis30auf30“ der KLB Bayern. Hinter dem kryptischen Kürzel verbirgt sich ein durchaus engagierter Ansatz von Prof. Manfred Miosga von der Uni Bayreuth. Letztlich geht es darum, wie bis 2030 der ökologische Fußabdruck auf 30 Prozent verringert werden kann, um die Maßgabe des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erreichen. Zudem passt das Projekt auch gut zur heuer gestarteten Kampagne der Bundes-KLB zur Artenvielfalt „ACHTUNG: LEBEN! Vielfältig und großartig“.

Bei der Suche nach einem gemeinsamen Anfang hat sich schnell heraus gestellt, dass Ernährung ein Schlüsselthema ist. Essen muss jede/r und das Interesse an dem Thema ist derzeit riesig, wie auch der Zuspruch auf den Stand in Marktbreit zeigte. „Mit richtiger Ernährung kann ich etwas für meine eigene Gesundheit und für das Klima tun“, ist Annette Lörner überzeugt. Nach einer Bildungsveranstaltung vor einem Jahr mit Dr. Margareta Büning-Fesel vom Bundeszentrum für Ernährung war klar: Hülsenfrüchte als wichtiger Teil der „Ernährung der Zukunft“ wurde ein Schwerpunkt des AKs.

Infografik Proteinfrage ist KlimafrageUnd das aus gutem Grund. Hülsenfrüchte sind hervorragende Eiweiß-Lieferanten und somit geeignet, tierisches Protein zu ersetzen. Welchen Unterschied das fürs Klima macht, lässt sich am CO2-Äquivalent verdeutlichen. Bei Fleischwaren vom Rind sind es etwa 25,5 Kilo CO2e pro kg, bei Butter 10,6 Kilo und bei Käse immerhin noch 7,3 Kilo. Ganz anders die Bilanz von Erbsen und Bohnen, die bei rund 1,3 bzw. 1,4 Kilo liegen (siehe auch die WWF-Info-Grafik, die es auch als PDF zum Download gibt Proteinfrage_ist_Klimafrage.pdf ).

Neben viel Protein enthalten Hülsenfrüchte B-Vitamine, Mineral- und reichlich Ballaststoffe, aber kaum Cholesterin oder Fett. Sie sind bunt und lecker, variabel im Geschmack und bringen Abwechslung auf den Teller. Zudem sind sie gut zu lagern, preiswert und lange haltbar. Und ihre Ansprüche sind gering: Hülsenfrüchte brauchen wenig Wasser, verbessern die Bodenfruchtbarkeit und sind beliebt bei Insekten.

„Wir sehen uns als Lerngruppe, die sich gegenseitig stärkt und anspornt“, so Annette Lörner, denn Veränderungen fallen nach ihren Worten in einem gemeinschaftlichen Prozess leichter. Dabei ist der Arbeitskreis auch offen für Menschen, die sich (auch zeitlich begrenzt) anschließen wollen. Lörner: „Wir wollen unsere Erfahrungen und Erkenntnisse in unser persönliches Lebensumfeld, ins Landvolk und in die Öffentlichkeit bringen.“

Und es bleibt spannend für den rührigen Arbeitskreis: Neben weiteren klimarelevanten Schlüsselthemen wie Mobilität, Heizen, Elektrizität, Infrastruktur und Konsum sollen ebenso soziale Aspekte wie Ernährungssouveränität und Menschenrechte in den Fokus rücken.

Fotos: Stefan Oppmann